Florian, die Vorbereitung biegt auf die Zielgerade ein. Wird das Kribbeln vor dem Saisonstart von Tag zu Tag größer?
Definitiv. Beim Blick auf den Kalender freue ich mich von Tag zu Tag mehr, dass die Saison bald beginnt. Mit dem Hamburger SV haben wir direkt am 1. Spieltag einen starken Gegner zu Gast in der VELTINS-Arena.
Was war dein erster Gedanke, als du den Spielplan gesehen hast?
Dass sich das Auftaktspiel irgendwie nicht wirklich nach Zweiter Liga anhört. Überhaupt sind viele namhafte Vereine dabei. In meinen Augen ist es die interessanteste Zweite Liga aller Zeiten. Jedes Spiel hat einen ganz besonderen Reiz. Wir müssen in jeder Partie zu 100 Prozent fokussiert sein. Geschenkt wird uns definitiv nichts.
Du kennst die Regionalliga, die Dritte Liga und die Bundesliga – in der Zweiten Liga hast du hingegen noch nicht gespielt, kennst sie aber sicherlich als Zuschauer. Wie unterscheiden sich die einzelnen Spielklassen voneinander?
In der Dritten Liga und in der Regionalliga sind die Partien häufig von Kampf geprägt. In der Bundesliga lauern die Gegner hingegen vor allem auf Fehler, um diese dann eiskalt auszunutzen. Außerdem ist sie natürlich spielerisch stärker. Ich bin auf die Zweite Liga gespannt. Ich kenne diese Spielklasse zwar als Zuschauer, aber wenn man selbst auf dem Platz steht, selbst ins Geschehen involviert ist, fühlt sich das noch einmal anders an.
Beim Blick auf den Kalender freue ich mich von Tag zu Tag mehr, dass die Saison bald beginnt.
Dein Bundesligadebüt hast du am 8. Mai im Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim gefeiert. Wann hast du erfahren, dass du spielen wirst?
Bei der Besprechung am Spieltag. Nach den Trainingseinheiten an den Tagen zuvor hatte ich zwar eine gewisse Vorahnung, ein Bauchgefühl, aber mitgeteilt hat es mir der Trainer erst einige Stunden vor dem Anpfiff. Das war für mich aber kein großes Problem. Ich bin immer bereit und nicht der Typ, der zwei oder drei Tage benötigt, um sich gedanklich auf eine neue Aufgabe einzustellen.
Deine Premiere in Oberhaus fand ausgerechnet unweit deiner Heimat Mannheim statt. Warst du trotz des Erlebnisses ein wenig traurig, dass aufgrund der Corona-Bestimmungen keine Zuschauer dabei sein durften? Mit Familienmitgliedern und Freunden hättest du vermutlich einen eigenen Block füllen können.
Da hätte es sicherlich einige Ticketanfragen gegeben. Natürlich war es schade, dass Familie und Freunde nicht dabei sein durften. Aber das werden wir bei den Spielen in der anstehenden Saison nachholen.
Eine Woche nach der Partie gegen die TSG ist dir beim 4:3-Sieg gegen Eintracht Frankfurt dein erstes Bundesligator gelungen. Was hat sich besser angefühlt: das erste Spiel oder das erste Tor?
Das ist eine knifflige Frage (überlegt). Wenn ich mich entscheiden muss, dann das erste Spiel. Auf diesen Moment habe ich mein gesamtes Leben hingearbeitet. Mit meinem ersten Einsatz in der Bundesliga ist für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Aber klar, das erste Tor hat sich natürlich auch überragend angefühlt.
Im Anschluss an die Saison hast du einen Lizenzspielervertrag unterschrieben. Welche persönlichen Ziele hast du dir gesteckt?
Ich möchte Einsatzminuten sammeln und mir in jedem Training von den erfahrenen Spielern Dinge abschauen. Ich bin sehr ehrgeizig und habe den Anspruch an mich selbst, jeden Tag ein bisschen besser zu werden.
Auf welche Spieler achtest du in den Trainingseinheiten ganz besonders?
Vorwiegend auf die Jungs, die auf meiner Position spielen. Da ist vor allem Victor Pálsson zu nennen. Ich schaue aber auch, was Timo Becker oder Blendi Idrizi machen. Wir drei haben einen ähnlichen Werdegang, sind aus der U23 in den Profikader aufgestiegen.
In den Testspielen zuletzt gegen Schachtar Donezk und Vitesse Arnheim hast du den zentralen Part in der Abwehr-Dreierkette übernommen. War diese Position neu für dich?
Nein. Ich habe in der Jugend schon häufig als Innenverteidiger gespielt, deswegen kannte ich diese Position bereits.
Warum bist du vor zwei Jahren von Waldhof Mannheim in die U23 des FC Schalke 04 gewechselt – von einem Drittligisten zu einem Regionalligisten?
Auf dem Papier mag es auf den ersten Blick wie ein kleiner Rückschritt aussehen. Aber ich selbst habe das nie so gesehen – ganz im Gegenteil. Ich habe auf Schalke viel Spielpraxis sammeln können, habe die Chance gesehen, mich weiterzuentwickeln. Nach den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen der Knappenschmiede, vor allem mit dem damaligen U23-Manager Gerald Asamoah, und einem Besuch auf dem Vereinsgelände war mir klar, dass ich den Schritt nach Gelsenkirchen machen möchte. Rückblickend betrachtet war das eine goldrichtige Entscheidung.
Wann hast du gespürt, dass du ganz nah dran bist am Sprung in den Profikader?
Ich habe in der vergangenen Saison häufiger oben trainieren dürfen, zunächst allerdings nicht regelmäßig. Im letzten Drittel der Saison habe ich dann gemerkt, dass ich meine Chance bekommen könnte. Das erste Mal zum Kader gezählt habe ich bei Dimitrios Grammozis‘ erstem Spiel als Trainer gegen den 1. FSV Mainz 05.
Bekommst du regelmäßig Feedback von Dimitrios Grammozis?
Der Trainer sagt mir in regelmäßigen Abständen, was er von mir erwartet, was er sehen will, wie ich mich weiter verbessern kann. Ich versuche im Anschluss an diese Gespräche, seine Hinweise umzusetzen. Er erwartet, dass ich auf meiner Position Präsenz und eine gewisse Ruhe am Ball ausstrahle, die Bälle gut verteile und für Ordnung auf dem Platz sorge.
Der Trainer sagt mir in regelmäßigen Abständen, was er von mir erwartet, was er sehen will, wie ich mich weiter verbessern kann.
Du hast in der vergangenen Saison die 41 auf dem Rücken getragen. Nun läufst du mit der Nummer 17 auf. Hat diese Zahl eine besondere Bedeutung für dich?
Nein. Ich habe einfach zu Beginn der Vorbereitung geschaut, welche Nummer verfügbar ist und mich dann für die 17 entschieden. Sie gefällt mir, aber eine besondere Bedeutung hat sie nicht.
Anfang Juli ist die erste Runde des DFB-Pokals ausgelost worden. Hast du auf ein Duell mit Waldhof Mannheim gehofft?
Es wäre schön gewesen, mit Schalke bei dem Verein anzutreten, bei dem ich meine Jugend verbracht habe. Bei dieser Paarung wären sicherlich viele Familienmitglieder und Freunde dabei gewesen. Aber wer weiß, vielleicht kommt es irgendwann noch einmal zu diesem Duell.
Dein Spitzname lautet „Hansi“ – in Anlehnung an den neuen Bundestrainer Hansi Flick. Wer hat dich erstmals so genannt?
Das ist irgendwann zu meiner Zeit in Mannheim entstanden. Wann genau, das kann ich gar nicht sagen. Da war es aber noch nicht ganz so ausgeprägt wie in der U23 auf Schalke, da hat mich fast jeder „Hansi“ gerufen. Jetzt, bei den Profis, ruft mich der eine oder andere Mitspieler auch „Hansi“. Aber es hat noch nicht Überhand genommen.
Der echte Hansi Flick kommt gebürtig ebenfalls aus der Rhein-Neckar-Region. Seid ihr verwandt?
Diese Frage höre ich häufiger (lacht). Nein, wir sind nicht verwandt.
Aus einer Fußballerfamilie kommst du dennoch. Dein Vater Marco hat unter anderem bei Waldhof Mannheim und beim SV Sandhausen gespielt. Ist er einer deiner wichtigsten Ratgeber?
Auf jeden Fall. Mein Vater hat mich früher stets unterstützt, mich immer wieder zum Training nach Mannheim gefahren, genauso wie meine Mutter und meine Großeltern. Er hat mir auch immer wieder Tipps geben können, wie ich mich auf dem Platz verhalten sollte, wie ich mich verbessern kann.
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