Edú, du hast mehr als 50 Pflichtspiele für den S04 absolviert, in besonderer Erinnerung ist dabei dein Auftritt beim 5:2-Sieg bei Inter Mailand geblieben, als du zwei Tore erzielt hast. Wie gerne denkst du noch an diese Partie zurück?
In der Champions League spielen zu dürfen, war atemberaubend. Die Nacht von Mailand ist unvergesslich. Wenn ich durch Freunde an diese Zeit erinnert werde, macht mich das immer wieder aufs Neue stolz. Auf Schalke zu spielen, war insgesamt sehr förderlich für meine Karriere. Wir haben sehr gute Spieler in der Mannschaft gehabt, wurden Vizemeister und im Jahr darauf DFB-Pokalsieger.
Inter war damals Titelverteidiger und mit Spielern wie Wesley Sneijder, Diego Milito und Samuel Eto’o der klare Favorit in diesem Duell. Wieso habt ihr dennoch an den Erfolg geglaubt?
Inter hatte ein fantastisches Team mit jungen sowie gestandenen Top-Spielern. Dieser Abend war aus unserer Sicht einfach perfekt. Nachdem wir jeweils die Ausgleichstore erzielt haben, haben wir gemerkt, dass wir sie schlagen können.
Wir lagen nach nicht einmal einer Minute durch ein Traumtor von Dejan Stankovic mit 0:1 zurück. Was hast du dir gedacht, als der Ball im Netz zappelte?
Als Stankovic das Tor erzielt hat, wurde es erdrückend laut im Stadion. Wir wussten, dass wir ruhig bleiben und unsere Emotionen kontrollieren müssen, damit wir nicht schnell einen weiteren Treffer kassieren. Zudem hatten wir immer im Hinterkopf, dass wir noch das Rückspiel in der VELTINS-Arena haben werden.
Dieses Spiel war ein Meilenstein in meiner Karriere.
Du hast die Tore zum 2:2 und 5:2 erzielt. Nimm uns doch bitte mal mit und beschreibe die Situationen.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Das 2:2 war enorm wichtig, um in diesem Spiel wieder Fuß zu fassen. Inter hat sehr gut gespielt und wir haben den stärker werdenden Druck gespürt. Das Tor kam daher zu einem denkbar glücklichen Zeitpunkt für uns. Das 5:2 wiederum war eine Erleichterung. Zum Ende haben wir die Partie dann dominiert, Inter kam kaum noch gefährlich nach vorne. Es war wie ein Traum. Wir haben mit 5:2 auswärts bei Inter Mailand gewonnen, im Viertelfinale der Champions League, und ich habe doppelt getroffen. Unbeschreiblich.
Hatte noch irgendjemand im Team Befürchtungen, dass wir trotzdem ausscheiden könnten?
Wir, die Spieler und der gesamte Staff, haben den Moment einfach genossen. Dieser Erfolg hat uns extrem viel Selbstvertrauen für das Rückspiel gegeben. Wir wussten zwar, dass Inter stark ist – aber das waren wir auch.
Würdest du sagen, dass deine Leistung in Mailand die beste deiner Karriere war?
Ich weiß nicht, ob es meine beste war, aber es war sicherlich die denkwürdigste. Dieses Spiel war ein Meilenstein in meiner Karriere.
Du hast deine Karriere vor ein paar Jahren beendet. Wohin hat es dich mittlerweile verschlagen?
Ich lebe mit meiner Familie aktuell in Sao Caetano do Sul im Bundesstaat Sao Paulo. Hier leben auch viele Familienmitglieder und Freunde von uns.
Du hast nach deiner Zeit auf Schalke in China, Japan und Südkorea gespielt. In Südkorea warst du bereits vor deinem Wechsel zum S04 damals aktiv. Hat der asiatische Fußball einen besonderen Reiz auf dich gehabt?
Ich wurde bei meinem ersten Engagement in Südkorea 2007 sehr herzlich aufgenommen. Die Eingewöhnung zu Beginn war nicht einfach, aber letztlich hat alles super geklappt. Ich hatte das Glück, mit Bum-Kun Cha einen Trainer zu haben, der Deutsch sprach und mir damit sehr viel helfen konnte. Er hat mir die Spielweise des südkoreanischen Fußballs beigebracht, die mir auch bei meinen Stationen später in China und Japan sehr geholfen hat.
Du hast während deiner Zeit in Südkorea fünf große Titel geholt – dreimal die Meisterschaft, einmal den Pokalsieg und einmal die asiatische Champions League.
Mit meinem ersten Team in Südkorea, den Suwon Bluewings, habe ich die koreanische Meisterschaft gewonnen. Mit Jeonbuk Motors habe ich die asiatische Champions League geholt. Es war ein unglaubliches Gefühl und ich bin sehr dankbar, bei so großen Mannschaften in Asien gespielt haben zu dürfen.
Du hast Ende 2017 deine Fußball-Karriere als koreanischer Meister mit Jeonbuk Motors beendet. War das der perfekte Abschluss für dich?
Zusammen mit meiner Familie hatte ich beschlossen, dass es meine letzte Saison werden wird, deswegen hat sich diese Spielzeit ganz besonders angefühlt. In meinem letzten Spiel habe ich getroffen – und das ausgerechnet gegen meinen ersten Club, für den ich in Südkorea gespielt habe. Es war etwas ganz Besonderes für mich, dieses Tor erzielt zu haben und als Meister meine Karriere zu beenden. Dieser Abschluss hat sich sehr gut angefühlt.
Wie sehr vermisst du es, als Spieler auf dem Platz zu stehen?
Wenn ich mir Spiele im Fernsehen anschauen, vermisse ich es schon. Der Wettkampf, die Fans, der Druck, den man bei einem hochklassigen Match spürt – das alles würde ich dann gerne noch mal erleben.
Ich wünsche mir, meine Frau und meine Söhne mal nach Gelsenkirchen mitzunehmen. Sie sollen spüren, wie unglaublich die Stimmung in der VELTINS-Arena ist.
Du bist 2003 mit 21 Jahren von Brasilien ins Ruhrgebiet zum VfL Bochum gewechselt. Wie war dieser Schritt damals für dich?
Es war eine immense Veränderung in meinem Leben. Ich hatte in Brasilien nur wenig Erfahrung im Profi-Fußball machen können und weder Deutsch noch Englisch gesprochen. Die Zeit beim VfL Bochum war großartig für den Verlauf meiner Karriere. Ich verspüre immer noch sehr viel Zuneigung und Respekt für diesen Verein. Wir sind dort durch schwere, aber auch erfreuliche Zeiten gegangen. Dort habe ich den Fußball, der in Deutschland gespielt wird, sowie die Kultur verstanden und viele großartige Freunde gewonnen.
Du hast in Brasilien, Deutschland, der Türkei, China, Japan und Südkorea gespielt. Welche Station war aus fußballerischer und persönlicher Sicht das größte Abenteuer für dich?
Definitiv die Zeit in China! Es war ein komplett anderer Lifestyle. Das ganze Fußballumfeld, die Trainingseinheiten und die Denkweise gegenüber diesem Sport sind ganz anders als ich sie gewohnt war.
Wie verfolgst du die Entwicklungen beim S04? Werden wir dich bei einem Heimspiel in der VELTINS-Arena mal wieder begrüßen dürfen?
Natürlich verfolge ich den S04 sehr genau und schaue mir zahlreiche Spiele im Fernsehen an. Ich wünsche mir, meine Frau und meine Söhne mal nach Gelsenkirchen mitzunehmen. Sie sollen spüren, wie unglaublich die Stimmung in der VELTINS-Arena ist. Zudem möchte ich, dass mein ältester Sohn den Stadtteil zu Gesicht bekommt, in dem er geboren wurde: Buer.
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