Die Schalker bezeichnen ihre neue Spielstätte in einer Art Hassliebe gerne als Betonschüssel. Am 4. August 1973 erfolgt nach vierjähriger Bauzeit die Einweihung mit einem Duell gegen Feyenoord Rotterdam in der letzten Partie des Sommerpausen-Wettbewerbs Intertoto-Runde. 55.000 Zuschauer spülen 580.000 D-Mark in die Vereinskassen der durch den Bundesliga-Skandal finanziell angeschlagenen Königsblauen. Das bringt Präsident Günter Siebert zum Träumen: „In zwei Jahren sind wir schuldenfrei!“ Doch die Kulisse bleibt nicht konstant imposant, und Torjägerlegende Klaus Fischer klagt: „Wenn da 15.000 Zuschauer drin sind, kommt einfach keine Stimmung auf.“ Platz bietet das weite Oval eigentlich für mehr als 70.000 Zuschauer. Überdacht sind jedoch lediglich 22.450 Plätze, was je nach Wetterlage wahlweise Sonnenstich oder verwässertes Bier zur Folge hat.
Den Ruhm des ersten Torschützen kann in dieser neuen Stadion-Ära leider kein Schalker für sich verbuchen: Er geht auf das Konto von Rotterdams Stürmer Peter Ressel in der Eröffnungspartie, die die Niederländer mit 2:1 für sich entscheiden. Qua Ehrentreffer für Königsblau markiert Helmut Kremers gleichzeitig das erste Schalker Tor im neuen Zuhause. Den ersten Bundesliga-Treffer im Parkstadion reklamiert indes sein Bruder Erwin beim 3:1-Sieg über Nachbar VfL Bochum für sich.
Ins internationale Scheinwerferlicht rückt die Heimspielstätte ein Jahr später. Am 18. Juni 1974 wird eins von insgesamt drei Weltmeisterschaftsspielen in Gelsenkirchen angepfiffen. Der spätere Weltmeister Deutschland kommt nach historischer 0:1-Niederlage gegen die DDR-Auswahl in Hamburg, anders als erwartet, leider nicht auf Stippvisite in den Pott.
28 Jahre nach der Eröffnung heißt es dann: Tschüss, altes Haus! Und irgendwie ist wohl doch noch Liebe daraus geworden. Denn beim letzten Spiel gegen die Spielvereinigung Unterhaching am 19. Mai 2001 fließen bei den Fans schon vor Anpfiff die Tränen, nichtsahnend, dass 90 plus vier Minuten Nachspielzeit später ganz Schalke in einem Tränenmeer versinken wird. Heute beherbergt der Grund des Geläufs eine kleinere Spielstätte für die S04-Nachwuchsteams sowie Trainingsplätze für die Profis. Und über allem wacht weithin sichtbar der letzte der vier Flutlichtmasten als Landmarke. Sodass viele weitere S04-Generationen beim Anblick Heimatgefühle entwickeln: „Wenn wir aus dem Urlaub über die A2 nach Hause fuhren und die Fluchtlichtmasten sahen, wussten wir: Jetzt sind wir zu Hause.“
Schalke Museum
Weitere Schätzken sind zu finden im Schalke Museum.
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag von 10-17 Uhr | Montags geschlossen (außer in den nordrhein-westfälischen Ferien)
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