1999: Hami netzt per Freistoß gegen Frankfurt
Der sensible Familienvater kommt im Ruhrgebiet nie zurecht. Eine Entwicklung, die Trainer Huub Stevens bereits zu Saisonbeginn befürchtet. „Man darf ihn nicht zu sehr unter Druck setzen: weder die türkische Gemeinschaft noch Fans oder Medien“, mahnt der holländische Coach vor dem ersten Heimspiel im Schalker Kreisel.
Dabei fängt alles vielversprechend an. In den Vorbereitungsspielen besticht Hami durch Schnelligkeit, enge Ballführung, gefährliche Freistöße, scharfe Ecken und einen strammen Schuss. Was zu diesem Zeitpunkt die Mannschaft nicht weiß: Hami schleppt eine nicht auskurierte Sprunggelenksverletzung mit sich herum.
In der Türkei einer der populärsten Fußballer des Landes, auf Schalke nur einer von vielen: Das muss Hami erst einmal verkraften. Coach Stevens erwartet von ihm, dass er wie alle anderen auch Defensiv-Aufgaben übernimmt, Hami indes sieht sich seiner Stärke beraubt. „Ich kann nicht der Hami aus der Türkei sein“, beschwert er sich. „Weil der Hami aus der Türkei in der Offensive alle Freiheiten hat.“
Der Künstler soll malochen. Die Missverständnisse nehmen ihren Lauf. In der Mannschaft wirkt er nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere immer isolierter, auf dem Feld sind seine Defizite offensichtlich: Hami lässt Aggressivität, Spritzigkeit und Einsatz vermissen.
Hami hat Heimweh. Auf die Frage im Schalker Jahrbuch, wo er gerne leben würde und warum, antwortet er: „In Trabzon – dort bin ich geboren, dort ist meine Heimat, dort habe ich all meinen Besitz. Ohne Trabzon und Trabzonspor würde es Hami nicht geben.“
Er wirkt wie der biblische Samson, dem man in der Ferne seine Haare abgeschnitten hat und ihm damit seiner Kraft raubt. Die guten Auftritte mit Trabzon gegen Schalke sind vergessen, lediglich ein paar Distanzschüsse zeugen von der ehemaligen Qualität des Türken. Nach mehr als 50 vergeblichen Versuchen in der Bundesliga markiert er am 22. Mai 1999 gegen Eintracht Frankfurt mit einem Freistoßkracher sein erstes Bundesligator. Auch wenn beim abschließenden 5:4 zum Saisonkehraus beim TSV München 1860 zwei weitere Treffer – ein Freistoß und ein Elfmeter – folgen, verlässt Hami nach nur einer Spielzeit das Ruhrgebiet wieder. Er bringt es im Trikot der Königsblauen auf lediglich 22 Bundesligaspiele.
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