Klaus, herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag. Wie wirst du deinen Ehrentag verleben?
Ganz gemütlich und ruhig. Eine große Feier habe ich im Vorfeld nicht geplant. Ich verbringe den Tag mit meiner Familie und meinen engsten Freunden.
Dabei wird der eine oder andere Gast sicherlich auch noch einmal über alte Zeiten flachsen. Du hast am 21. Mai 1988 im Alter von 43 Jahren, sechs Monaten und zwei Tagen dein letztes Bundesligaspiel bestritten. Kein Spieler war bislang älter, als er in der höchsten deutschen Spielklasse auf dem Platz stand. Glaubst du, dass dieser Rekord in Zukunft gebrochen werden kann?
Meiner Meinung nach wird es für einen Feldspieler ganz schwer, diese Marke zu knacken. Claudio Pizarro ist aktuell derjenige Akteur, der nah dran ist (der Peruaner wurde im Oktober 41 Jahre alt, Anm. der Redaktion). Sollte er tatsächlich in zwei Jahren immer noch in der Bundesliga spielen, wäre ich einer der ersten, der Claudio gratuliert.
Was war dein Geheimnis, weshalb du so lange auf höchstem Niveau spielen konntest?
Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, muss man mehr auf seinen Körper achten als zu Beginn der Karriere. Das habe ich stets gemacht. Ich habe mit 35, 36 gemerkt, dass die Regenerationszeit deutlich länger dauert. Diese Zeit habe ich meinem Körper gegeben. Ansonsten gab es aber kein großes Geheimnis.
Die Fans haben dich vor rund 20 Jahren in die Jahrhundertelf des Vereins gewählt. Wie stolz bist du darauf?
Für mich ist das etwas ganz Besonderes. Denn ich bin nicht von einer Einzelperson oder einem kleinen Kreis bestimmt worden – es haben viele Fans für mich gestimmt. Das macht mich stolz.
Der FC Schalke 04 spielt noch immer eine große Rolle in deinem Leben. Als Coach der Traditionself stehst du regelmäßig auf dem Platz. Wie häufig trainiert ihr?
Einmal pro Woche, stets am Dienstagabend. Die Trainingsbeteiligung ist aber häufig abhängig davon, ob ein interessantes Champions-League-Spiel ansteht. Dann kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere absagt (schmunzelt).
Wie viele Spiele bestreitet eure Mannschaft pro Jahr?
Da kommt einiges zusammen. Wir sind an etwa 30 Wochenenden im Einsatz, dazu gibt es in den Wintermonaten einige Hallenturniere, an denen wir jedes Jahr teilnehmen.
Schnürst du manchmal auch noch selbst die Schuhe?
Nein, ich stehe nur noch am Rand. Bis vor einiger Zeit war ich noch selbst aktiv, aber zuletzt hatte ich immer wieder Probleme. Deshalb habe ich die Schuhe an den berühmten Nagel gehängt. Ende des Monats werde ich eine neue Hüfte bekommen.
Bist du regelmäßig bei den Spielen der Profis im Stadion?
Wenn es die Zeit zulässt und wir nicht mit der Traditionself im Einsatz sind, drücke ich den Jungs natürlich in der VELTINS-Arena die Daumen. Die Spiele verfolge ich dann mit meinen Mitstreitern aus der Traditionself.
Wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf?
Der Fußball ist Gott sei Dank deutlich besser als im Vorjahr. Da war es teilweise ganz harte Kost. Ich finde, dass die Mannschaft eine gute Entwicklung genommen hat und traue ihr zu, auch in den kommenden Wochen und Monaten in Tuchfühlung zu den vorderen Plätzen zu bleiben. Aktuell macht es Spaß, dem Team zuzuschauen.
Kurzbiographie
Zwischen 1965-1980 und 1984-1988 bestreitet Klaus Fichtel insgesamt 477 Spiele im deutschen Oberhaus für den S04. Damit ist der in Castrop-Rauxel geborene Kicker Schalkes Rekordspieler. Mit den Königsblauen wird er 1972 und 199 Deutscher Vizemeister, zudem gewinnt er mit seiner Mannschaft 1972 den DFB-Pokal.
Bei seinem Abschiedsspiel huldigen ihm die Fans: „Der Wald stirbt – die Tanne steht“. Klaus Fichtel – der Spitzname „Tanne“ ist ein um die Ecke gedachter Witz seines Trainers Fritz Langner über seinen Nachnamen – ist über Jahrzehnte verlässlicher Abwehrchef der Königsblauen.
Mit stoischem Stellungsspiel überzeugt er als 20-Jähriger bei seinem Debüt 1965 ebenso wie bei seinem letzten Einsatz 1988. Da ist Fichtel 43 Jahre und damit ältester jemals eingesetzter Spieler der Bundesligageschichte.
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