Heiner Kördell, geboren in Wanne-Eickel und Sohn eines Bergmanns, galt als tadelloser, integrer und besonnener Sportmann. Als er 1956 von seinem Heimatverein SpVgg Röhlinghausen an den Schalker Markt wechselte, zeichnete sich der Dauerläufer vom ersten Tag an durch ehrliche und fleißige Arbeit aus. Entdeckt wurde der talentierte Kicker von einer königsblauen Legende. „Vor einem Ligaspiel hieß es: ‚Heiner, mach heute mal mehr Dampf. Da draußen steht ein Beobachter von Schalke!‘“, erzählte Kördell einst. Erst nach dem Abpfiff hatte er erfahren, dass Ernst Kuzorra höchstpersönlich vorbeigeschaut hatte, um ihn zu sichten. Wenige Tage später war Kördell ein Knappe.
18. Mai 1958 war der größte Tag der Karriere
Schnell avancierte der Mittelfeldmann auf Schalke zu einem festen Bestandteil jener Mannschaft, die zwei Jahre später die beste des ganzen Landes sein sollte. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft war zweifelsohne der sportlich bedeutendste Tag in Kördells Karriere. Und es war der einzige Moment, in dem der Musterprofi in seinem Leben etwas aus der Rolle fiel. Die Stimmung an jedem Tag, es war der 18. Mai 1958, war ausgelassen. Der 3:0-Sieg gegen den Hamburger SV wurde feucht-fröhlich gefeiert und die gesamte Mannschaft war zu Späßen aufgelegt. Als der Frohsinn den Siedepunkt erreicht hatte, verschaffte sich einer Abkühlung: Kördell sprang voll bekleidet in den Pool des Hotels und spritzte den Vorsitzenden Albert Möritz nass. Wer vorher gewettet hätte, dass ausgerechnet Musterprofi Kördell Urheber dieser Aktion war, der hätte wahrscheinlich viel Geld gewonnen.
Die Meisterschaft brachte den Verein in den Europapokal der Landesmeister, und Kördell wurde vom DFB entdeckt. Nicht zuletzt seine guten Auftritte auf internationalem Parkett waren dafür verantwortlich, dass er am 28. Dezember 1958 Nationalspieler wurde. „Ich war nicht unbedingt der Torjäger, aber man sagte mir nach, dass ich eine Pferdelunge hatte. Ich konnte von Anfang bis Ende laufen, ohne stehen zu bleiben“, beschrieb er einmal selbst seine größten Qualitäten.
Mitglied der Traditionself und des Ehrenpräsidiums
Nach 103 Partien in der Oberliga – der damals höchsten deutschen Spielklasse – und 19 Toren für den FC Schalke 04 wechselte Kördell 1962 zu Schwarz-Weiß Essen. Das königsblaue Herz schlug aber weiterhin in seiner Brust. Deshalb streifte er sich nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn erneut das Trikot der Knappen über. Als Mitglied der Traditionself, deren Geschicke er von 1988 bis 1994 auch leitete, sorgte Kördell Wochenende für Wochenende gemeinsam mit seinen Mitspielern auf zahlreichen Sportplätzen in ganz Deutschland für Begeisterung. Bis 2004 blieb der Meisterspieler dem Team treu, anschließend hängte er die Schuhe endgültig an den berühmten Nagel.
Als Mitglied des Ehrenpräsidiums und vor allem als Fan war Kördell bis zuletzt aber weiterhin dabei, wenn auf Schalke der Ball rollte. „An Heimspieltagen hält mich nichts mehr in meiner Wohnung. Schalke ist schließlich meine zweite Familie“, hatte er vor nicht allzu langer Zeit noch gesagt. Diese Familie trauert nun um eines ihrer ganz großen Mitglieder.
Der FC Schalke 04 wird Heiner Kördell stets ein ehrendes Andenken bewahren.
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