Peter, Königsblau erlebt einen riesigen Umbruch mit rund 70 Personalentscheidungen, die Zweite Liga startet früh, das Transferfenster schließt spät, die Pandemie hat auch die Wechselbörse verlangsamt. Wo steht Schalke?
Komplexer geht es nicht, vor allem, wenn man bedenkt, wo wir herkommen. Viele Verträge stammen aus dem damaligen Selbstverständnis als Champions-League-Teilnehmer. Jetzt sind wir in der Zweiten Bundesliga. Das einerseits professionell abzumoderieren und andererseits eine Brücke zur Zukunft zu schlagen, ist die Aufgabe; Schalke so zu formen, dass die Menschen wieder sagen: „Das ist meine Mannschaft, mit Spielern, mit denen wir uns wieder identifizieren können.“ Der Kader wird sich noch weiter verändern, aber wir sind bereits weit gekommen.
Allein wegen des Zeitfraßes hast du von Beginn an eine klare Trennlinie gezogen zwischen deiner strategischen Arbeit und dem Posten eines Sportdirektors, den Rouven Schröder inzwischen übernommen hat.
Ich wollte einen starken, handlungsfähigen Sportdirektor haben, weil du als Vorstand nicht gleichzeitig in der Kabine, auf dem Transfermarkt und in einem DFL-Termin sein kannst. Der Fußballmarkt muss Schalke aber überall und jederzeit spüren. So etwas funktioniert nicht, wenn du es auf zu wenige Köpfe verteilst. Ich bin mir sicher, dass wir es richtig strukturiert haben, denn so ist inzwischen auch unsere Konkurrenz aufgestellt. Jetzt geht es darum, das Miteinander positiv zu entwickeln und aus Vorstandssicht eng zu begleiten.
Komplexer geht es nicht, vor allem, wenn man bedenkt, wo wir herkommen.
Die Zweite Liga umweht gerade der Duft, nominell womöglich die attraktivste der Geschichte zu sein. Folglich auch die Schwierigste?
(grinst) Sehr gute Frage. So was habe ich irgendwann früher schon mal gehört und mich nach manchem Spiel gefragt, ob das jetzt wirklich besser war als vorher. Ich glaube nicht, dass die Zweite Bundesliga eine Überflutung mit qualitativ besseren Spielern haben wird. Aber: Die Spieler werden alle besser spielen, weil die Fans wieder da sind – und weil wir massiv viele Fans haben werden. Das finde ich wunderbar. Die Qualität liegt nicht in der dritten Eckballvariante, die es mehr gibt, sondern im Emotions-Management. Entscheidend für uns ist, wie wir die Emotionen, die uns unsere Fans mitgeben, positiv kanalisiert bekommen.
Was geben Schalker dir mit auf den Weg?
Bis jetzt vernehme ich den Tenor: Wir freuen uns wie Bolle auf die Saison. Das ist eine Melange aus dem Fan-Gefühl, wieder da zu sein, und den Protagonisten, die wir aufgestellt haben. In erster Linie höre ich: „Wir freuen uns und trauen euch was zu.“ Dieses Vertrauen schätze ich sehr und nehme es nicht als Druck wahr, sondern als pure Fußballfreude auf Schalke.
Druck ist trotzdem vorhanden, intern wie extern. Wird das die Kunst sein, ihn auszutarieren: also den Druck der Gegner auszuhalten, ohne selbst unter dem Aufstiegsdruck einzuknicken?
Das wird tatsächlich eine der Schlüsselqualitäten werden: mit dem Druck umzugehen, den sich jeder ohnehin macht. Bei diesem Thema bin ich sehr aufmerksam. Natürlich ist der Druck da, das muss man offen ansprechen, um erfolgreich zu sein. Auch das Trainerteam muss seine innere Kraft und Balance finden und dann im Zusammenspiel mit der Mannschaft kanalisieren. Uns ist klar, wie vielen Menschen es unfassbar viel bedeutet, was hier in nächster Zeit passiert. Da muss man aufpassen, dass nicht zu viel Druck auf dem Kessel ist. Aber wir sind Fußballer, wir wollen das doch: Wir wollen gewinnen!
Wie der Vorstand die Systemfrage beantwortet, warum Dimitrios Grammozis der richtige Chef-Coach ist, und wie der ausgebildete Fußballlehrer Peter Knäbel das große Spiel sieht – all das lesen Vereinsmitglieder im neuen Schalker Kreisel.
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