Christina Rühl-Hamers: Enge Verzahnung der Bereiche Finanzen und Sport

Christina Rühl-Hamers

Dabei betonte sie die Richtigkeit des eingeschlagenen Wegs, verschwieg jedoch nicht, dass er weiterhin lang und steinig sei. Der Aufstieg in die Bundesliga sei nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus finanzieller Sicht ein unschätzbarer Erfolg. Doch viele Herausforderungen blieben. Die jüngste Entwicklung bewertete Rühl-Hamers positiv: „Seit der letzten Mitgliederversammlung sind wir einige wichtige Schritte vorangekommen – und zwar trotz Corona, und trotz Zweiter Liga.“

Verbindlichkeiten gesenkt

Die Königsblauen konnten ihre Verbindlichkeiten um mehr als 30 Millionen Euro senken. Gleichzeitig konnten sie den Verlust im Vergleich zum Vorjahr verringern. Und das, obwohl der Club den wahrscheinlich größten Kaderumbau der Vereinsgeschichte absolvierte, um den Etat auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Doch das war nicht die einzige Maßnahme, wie das für Finanzen verantwortliche Vorstandsmitglied erläuterte: „Wir haben mit unseren Kostensenkungsprogrammen wirklich jeden Stein umgedreht, die eine oder andere Million eingespart und in diesem Zuge auch die Gesellschaft in China geschlossen.“

Zudem hat der S04 eine neue Anleihe aufgelegt, die überragend einschlug. Rühl-Hamers: „Wir hatten auf 10 bis 15 Millionen Euro gehofft und haben dann tatsächlich über 31 Millionen eingesammelt. Das hatte uns niemand zugetraut.“ Ein weiterer Erfolg war der Erhalt der Lizenz für die neue Saison ohne Liquiditätsauflagen für die Bundesliga und die Zweite Liga. Rühl-Hamers bekräftigte: „Durch all das sind wir ein Stück, aber eben auch nur ein Stück handlungsfähiger geworden.“ Gleichzeitig müsse man vieles davon mit einem „Aber“ versehen, denn der notwendige Abbau der Verbindlichkeiten bei gleichzeitiger Investition in die Zukunft des Vereins sei ein schmaler Grat. Insbesondere mit der Unsicherheit, nicht zu wissen, wie sich aktuelle Probleme wie beispielsweise die Corona-Pandemie weiterentwickeln. Doch all diese Herausforderungen wolle der Verein angehen: „Mit viel Geduld. Aber auch mit Power und aller Konsequenz.“ Dabei versicherte die Finanzexpertin den Mitgliedern: „Ich kann sehr hartnäckig und auch beharrlich sein.“

Wir hatten auf 10 bis 15 Millionen Euro gehofft und haben dann tatsächlich über 31 Millionen eingesammelt. Das hatte uns niemand zugetraut.

Christina Rühl-Hamers

Solide Finanzen seien für sie kein Wert, sondern eine Selbstverständlichkeit, denn sie dienten als Fundament für die strategisch langfristige Entwicklung des Vereins. Dabei ging Rühl-Hamers auf die wechselseitige Beziehung zwischen Finanzen und Sport ein: „Ohne stabile Finanzen gibt es langfristig keinen erfolgreichen Sport. Allerdings muss ich eingestehen, dass es ohne erfolgreichen Sport langfristig auch sehr schwer wird mit den stabilen Finanzen.“ Deshalb sei es extrem wichtig, bei Investitionen immer drei Komponenten im Blick zu behalten: die wirtschaftliche Situation, die sportliche Wettbewerbsfähigkeit sowie Investitionen in die Zukunft unter der Fragestellung, wie das Schalke von morgen aussehen soll.

Insbesondere vor dem Start in die Bundesliga sei es wichtig, Chancen und Risiken genau abzuwägen. Dabei stellte Rühl-Hamers jedoch zwei Dinge unmissverständlich klar: Der FC Schalke 04 ist mit seinem finanziellen Budget generell konkurrenzfähig. Das bedeute gleichzeitig aber nicht, dass alles möglich sei. Am Beispiel der gescheiterten Weiter-Verpflichtung von Ko Itakura verdeutlichte sie den Mitgliedern ohne Umschweife anschaulich die derzeitige Situation. „Sportlich und menschlich hätten wir ihn sehr gerne behalten. Aber auch nach dem Aufstieg sind uns Grenzen gesetzt. Finanziell war ein Transfer dieser Größenordnung aktuell einfach nicht möglich. Und deshalb haben wir ihn nicht gemacht.“

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

Der Vorstand arbeite hart daran, dies zu ändern und diese Herausforderungen zu meistern, doch eins sei auch klar – diese Aufgabe lässt sich nur gemeinsam stemmen. Weshalb der Vorstand die Bereiche Finanzen, Sport und Unternehmensentwicklung als eine gemeinsame Aufgabe wahrnimmt, die es zu lösen gilt. So bekräftigte die S04-Vorständin: „Ich freue mich, feststellen zu können: Bei uns ist das so.“ Weshalb sie sich direkt an ihren Vorstandskollegen Peter Knäbel wandte: „Peter, vielen Dank für die tolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit! Was wir beide da im letzten Sommer auf den Weg gebracht haben, macht mich richtig stolz.“ Und gerichtet an den gesamten Vorstand, der seit Januar durch den Vorsitzenden Bernd Schröder komplettiert ist: „Bernd, Peter, das macht Lust auf mehr.“

Für den Bereich Finanzen stellte sie klar, seien sie nicht „die ,Verhinderer‘, die dem Sport nicht das benötigte Geld zur Verfügung stellen“. Ihr Team und sie wollten Investitionen in den Sport nicht bremsen, sondern ermöglichen, indem sie das finanzielle Fundament schaffen. Ziel sei es, für einen größeren sportlichen Erfolg den Kaderwert zu steigern. Um das zu erreichen, müsse mehr Geld in die Mannschaft investiert werden. Sportlicher Erfolg verspricht im Gegenzug höhere Einnahmen, beispielsweise bei der Vergabe der TV-Gelder, Sponsoring oder Merchandising. Dieses Vorgehen verspreche eine Perspektive mit Wachstumspotenzial, wenn, wie Rühl-Hamers betonte, wichtige Punkte weiterhin beachtet würden: „Wenn wir es kaufmännisch vernünftig und mutig angehen. Wenn wir gute Entscheidungen treffen. Wenn wir ambitioniert, aber auch bescheiden bleiben.“

Ich habe gespürt, wie unendlich groß die Liebe zu unserem S04 ist. Und, liebe Schalker, ich habe gespürt, wie groß meine Verantwortung ist.

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Zum Abschluss gab die Finanz-Vorständin einen Einblick in ihr Innenleben rund um den Schalker Wiederaufstieg. Egal ob nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli oder im Sonderzug aus Nürnberg: Es spielten sich überall unzählige Szenen der Freude ab bei Fans, Mitarbeitern, Spielern und Verantwortlichen. Dies habe ich ihr einmal mehr die Wucht von Schalke 04 verdeutlicht: „Ich habe gespürt, wie unendlich groß die Liebe zu unserem S04 ist. Und, liebe Schalker, ich habe gespürt, wie groß meine Verantwortung ist.“ Deshalb bekräftigte Rühl-Hamers, sie wolle sich mit ganzer Kraft und Energie dafür einbringen, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen.

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