Als die U23 im Juli 2020 die erste Einheit der Saisonvorbereitung absolvierte, wusste der U23-Coach bereits, dass er und sein Team eine bisher nie dagewesen Aufgabe vor der Brust haben. „Vor uns liegen viele Englische Wochen. Wir freuen uns darauf, müssen uns körperlich gut vorbereiten und in der Saison stabil bleiben“, prognostizierte Torsten Fröhling zu Saisonbeginn. Einerseits seien viele Punktspiele gut gewesen, um möglichst vielen Spielern Spielpraxis zu gewähren, weiß der Fußballlehrer. Andererseits blieb auch kaum Zeit zum Durchatmen. Trotz der zahlreichen Meisterschaftspartien trainierte die Mannschaft viel. „Das gehört zur Ausbildung dazu. In erster Linie haben wir daraufhin gearbeitet, dass unsere Spieler zur Ersten Mannschaft aufrücken können.“
Mit Erfolg! In dieser besonderen Saison gelang es vielen U23-Spielern, sich bei den Profis zu zeigen. So feierten nach Matthew Hoppe und Luca Schuler zuletzt auch Florian Flick, Blendi Idrizi, Jimmy Kaparos und Henning Matriciani ihre Debüts in der Bundesliga. Begleitet vom Manager der U23, Gerald Asamoah, der in der Rückrunde als Koordinator Lizenzspieler bei den Profis arbeitete. Auf der anderen Seite sammelten aber auch Lizenzspieler wie Omar Mascarell, Timo Becker, Nassim Boujellab, Levent Mercan und Ahmed Kutucu Spielpraxis bei der Zweiten Mannschaft. Immer wieder kamen U19-Akteure wie Mehmet Can Aydin und Mikail Maden zunächst in der Regionalliga zum Einsatz, um erste Erfahrungen im Seniorenbereich zu bekommen. Wenig später liefen die Talente erstmals in der Bundesliga auf. „Die Zusammenarbeit ist von allen Seiten klasse“, betont Fröhling. „Eine gute Absprache war vor allem im Hinblick auf die Belastungssteuerung natürlich sehr wichtig. Das hat gut funktioniert. Wir sind unglaublich stolz auf unsere Jungs, die sich oben gut präsentiert, festgespielt und teilweise sogar einen Profi-Vertrag bekommen haben.“
Die Jungs haben Fortschritte gemacht und unsere Vorgaben gut umgesetzt.
Aber auch mit der Leistung seiner gesamten Elf war der U23-Coach über weite Teile der Saison zufrieden. „Ich war mit unserer Spielweise und der Spielidee auf jeden Fall einverstanden. Die Jungs haben Fortschritte gemacht und unsere Vorgaben gut umgesetzt. Wir haben sehr offensiv gespielt und uns in den meisten Partien gute Chancen erarbeitet.“ Mit der Verwertung der Tormöglichkeiten und die damit verbundene Punktausbeute zeigte sich Fröhling hingegen nicht zufrieden: „Insgesamt haben wir zu viele Punkte liegen gelassen.“ Vor allem der Einstellung jedes einzelnen Spielers zollt er aber Anerkennung. „Nicht alle Jungs haben so viel Spielpraxis bekommen, wie sie es sich gewünscht hätten. Trotzdem haben sie bis zum letzten Spieltag in jedem Training alles gegeben und die Mannschaft bei den Spielen unterstützt – ganz egal ob sie auf der Bank saßen oder gar nicht im Kader standen.“
Im letzten Drittel der Saison habe die Elf nochmal gezeigt, was in ihr steckt. Besonders in Erinnerung hat der Chef-Trainer die spannende Aufholjagd seiner Mannschaft beim Revierderby in Dortmund, bei dem er nach dem 0:3-Rückstand zunächst eine bitterböse Niederlage befürchtet hatte. „Die Jungs haben sich von den Gegentoren nicht beeindrucken lassen, sich neu sortiert, weiter unter Hochspannung alles reingeworfen, bis zur letzten Sekunde gekämpft und sich mit dem Ausgleich belohnt“, blickt Fröhling zurück. Auch gegen Tabellenschlusslicht Ahlen habe die Mannschaft nicht nachgelassen und sich einen verdienten 6:1-Heimsieg erkämpft, obwohl das Trainerteam die Elf auf mehreren Positionen umstellen musste. Mit Florian Flick, Jimmy Kaparos und Brooklyn Ezeh waren drei Stammspieler zu den Profis aufgerückt. U19-Akteur Topaz Kronmüller kam dafür in der Regionalliga zum Einsatz. „Trotz der ungewohnten Konstellation haben sich die Jungs wirklich gut präsentiert. Die Mannschaft hat noch einmal mehr zusammengefunden.“
Zum Ende der Bundesligasaison fuhren dann auch einige Stammspieler mit den Profis ins Quarantäne-Trainingslager, wodurch einige U19-Akteure in den Kader der U23 rückten. Im Spiel gegen Lippstadt 08 verlor die Mannschaft in dieser neuen Zusammensetzung mit 0:2. An anderer Stelle gab es Grund zur Freude: Im Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt trafen Blendi Idrizi und Florian Flick für die S04-Profis, Abwehrmann Henning Matriciani feierte sein Debüt für die erste Mannschaft. „Trotz der eigenen Niederlage hat sich das ganze Team für Flo, Blendi und Henning gefreut“, erzählt Fröhling. „Die Mannschaft hat aus dem Spiel in Lippstadt gelernt und es in der Folge besser gemacht. Den U23-Vergleich gegen Düsseldorf mit 2:0 zu gewinnen, war absolut verdient und hat allen gut getan.“
Mit insgesamt 27 Punkten habe die Zweitvertretung in der Rückrunde zwar drei Punkte weniger geholt als in der Hinserie, was aufgrund der erschwerten Bedingungen, mit vielen Verletzten und einigen Abstellungen für die Profi-Mannschaft trotzdem recht ordentlich sei. „Ich habe mir vor allem gewünscht, dass wir zu Hause stärker werden, das hat ganz gut funktioniert“, resümiert Fröhling. Im letzten Spiel der Saison gegen Preußen Münster bewies die Mannschaft abschließend nochmal Heimstärke und gewann gegen den Tabellendritten mit 3:2. „Die Jungs haben alles reingeworfen, sind über den Punkt hinausgegangen und haben auch in der letzten Partie nicht nachgelassen.“ Damit habe das Team genau das, was bei der 1:4-Niederlage gegen Fortuna Köln vergangene Woche nicht geklappt habe, angenommen und besser gemacht. „Dafür kann ich meinen Jungs nur ein großes Kompliment aussprechen. Das ist ein Lernprozess, wie wir ihn uns wünschen.“ Und es gab eine noch eine weitere Besonderheit beim abschließenden Heimspiel: Nach knapp sieben Monaten vor leeren Rängen verfolgten erstmals wieder Fans die Partie der U23. „Das war ein genialer Abschluss! Es war ein tolles Gefühl, wieder Zuschauer im Parkstadion zu haben. Das hat die Jungs nochmal zusätzlich motiviert. Von den Rängen angefeuert zu werden, haben wir lange vermisst. Umso schöner war es, das letzte Spiel der Saison vor dieser Kulisse zu bestreiten. Das wir unseren Fans dann auch noch einen Sieg bieten konnten, ist natürlich nochmal schöner.“
Nach 40 Spielen beendete die Schalker U23 die Saison 2020/2021 mit insgesamt 57 Punkten auf dem achten Tabellenplatz. „Das habe wir vor allem durch gute Zusammenarbeit erreicht. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, mit denen ich diese Saison arbeiten durfte. Sei es Gerald Asamoah, für den es die letzte Saison als U23-Manager war, mein Trainerteam, die Spieler oder unser Staff. Ohne all diese Menschen wäre diese Regionalliga-Spielzeit nicht zu stemmen gewesen.“
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