Olaf, du bist seit etwas mehr als fünf Jahren Leiter der Traditionself. Wenn man sich euren Plan anschaut, gehört das Vereinbaren von Spielen zu deinen großen Leidenschaften. Wie viele Partien bestreitet ihr pro Kalenderjahr?
Von April bis Oktober sind wir an jedem Wochenende im Einsatz, teilweise sogar zweimal. Dabei versuchen wir aber darauf zu achten, dass dann ein Spiel am Freitag und eines am Sonntag stattfindet. Dann bleibt ein Tag für die Regeneration (schmunzelt). Hinzu kommen in den Wintermonaten einige Hallenturniere sowie mehrfach pro Saison Duelle mit den Gegnern unserer Profis.
Das heißt, ihr spielt gegen andere Traditionsmannschaften aus der Bundesliga?
Genau. Wenn unsere Profis beispielsweise gegen Eintracht Frankfurt spielen, kommt es ein paar Stunden vorher in unserer Fußballhalle am P7 zu einem Kick zwischen den Traditionsmannschaften. Die gegnerischen Teams sind dabei stets prominent besetzt. Bei den Frankfurtern waren im Dezember unter anderem der jetzige Sportvorstand Fredi Bobic und der Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel am Ball. Tore gab es übrigens reichlich, Endstand war 6:6. Anschließend haben wir alle gemeinsam das Bundesligaspiel in der VELTINS-Arena verfolgt. Am kommenden Wochenende hätten wir Werder Bremen erwartet. Die Partie muss aufgrund der andauernden Corona-Pandemie leider ausfallen – aber wir werden sie nachholen. Ich finde diese Spiele stets sehr spannend und freue mich jedes Mal aufs Neue, viele bekannte Gesichter aus der Bundesliga auf diese Art und Weise zu treffen.
Die Traditionself zählt aktuell 118 Mitglieder.
Ein Blick in eure Kaderliste ist vergleichbar mit einer Reise durch die königsblaue Vergangenheit: Klaus Fischer, Rüdiger Abramczik, Martin Max, Ingo Anderbrügge, Jiri Nemec, Tomasz Waldoch, Gerald Asamoah und nicht zuletzt du selbst sowie weitere namhafte Ex-Profis …
… und einige „Nachwuchskräfte“ (schmunzelt). Mit Kevin Kuranyi, Christian Pander, Benjamin Wingerter und auch Simon Talarek haben wir zuletzt wieder ein paar Spieler für uns gewonnen, die noch keine 40 Jahre alt sind. Unser Altersdurchschnitt liegt bei etwa 50.
Wie groß ist euer Kader?
Die Traditionself zählt aktuell 118 Mitglieder, davon ist rund die Hälfte noch aktiv. Der Kern der Mannschaft besteht aus etwa 25 bis 30 Spielern, die regelmäßig zur Verfügung stehen. Manch anderer hat berufsbedingt nicht immer Zeit. Oliver Reck zum Beispiel ist seit Dezember Trainer beim SSV Jeddeloh in der Regionalliga Nord und deshalb an den Wochenenden anderweitig im Einsatz.
Ein Torwart-Problem dürftet ihr allerdings nicht haben – bei zehn Schlussmännern im Aufgebot.
Torhüter kann man nie genug haben (lacht). Ich bin froh, dass wir eine große Auswahl haben. Es gab auch schon Phasen, in denen ich mich selbst zwischen die Pfosten stellen musste, weil kein Keeper Zeit hatte.
Die Stimmung ist stets hervorragend.
Wie häufig trainiert ihr?
Einmal pro Woche, immer dienstagabends. Die Einheit besteht zum Hauptteil aus einem großen Spiel. Die Stimmung ist stets hervorragend. Jeder Spieler, der dabei ist, hat große Lust aufs Kicken und die Gemeinschaft. An dieser Stelle möchte ich Gerald Asamoah loben. Er war zuletzt einer der trainingsfleißigsten.
Der Teamgeist spielt bei euch eine ganz wichtige Rolle. Unternehmt ihr häufiger auch abseits des Platzes etwas als Mannschaft?
Das Highlight des Jahres ist immer die Weihnachtsfeier in der VELTINS-Arena. Die Planungen für das Fest laufen bereits. Thomas Kruse, unser Sportwart, ist da stets sehr emsig. Zudem haben wir zahlreiche weitere fleißige Hände im Betreuerstab. Jeder Einzelne trägt Woche für Woche seinen Teil dazu bei, dass alles reibungslos läuft.
Gibt es auch eine Mannschaftsfahrt?
Wir nehmen regelmäßig an einigen mehrtägigen Turnieren teil, hinzu kommen noch einige Touren mit Übernachtung. Norderney ist eines dieser Highlights. Besonders gut in Erinnerung ist mir auch noch unser von Gazprom organisiertes Turnier aus dem Juni des vergangenen Jahres in der Schweiz. Da ist Altkanzler Gerhard Schröder für uns aufgelaufen. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Ich gehe jeden zweiten Tag joggen.
Aktuell muss der Ball aufgrund der andauernden Corona-Pandemie bei euch ruhen. Wie hältst du dich in der Zwangspause fit?
Ich gehe jeden zweiten Tag joggen, stets zwischen 35 und 100 Minuten. Es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben. Ich achte seit jeher auf meine Gesundheit und bin darauf bedacht, stets fit zu sein. Darauf achten wir auch bei der Traditionself.
Zuletzt war zu lesen, dass alle aktiven Mitglieder eures Teams am 1. April ein Foto von sich auf der Waage schicken sollten, auf dem das Gewicht sichtbar ist. War das ein Scherz?
Keineswegs. Das machen wir aber regelmäßig, nicht nur in der Corona-Pause. Wir alle achten gemeinsam auf unsere Gesundheit und nutzen daher auch die Möglichkeiten des medicos.AufSchalke. Dort machen wir regelmäßige Check-Ups, beispielsweise Laktatmessungen auf dem Laufband und weitere diagnostische Untersuchungen. Denn wir alle wollen fit bleiben. Auch gesunde Ernährung ist wichtig. In einem Kochkurs habe ich zuletzt mit Klaus Fischer einen Lachsauflauf gezaubert.
Klaus Fischer ist vor einigen Monaten 70 Jahre alt geworden. Das hält ihn aber nicht davon ab, noch immer regelmäßig in der Traditionself spielen. Aktuell kuriert er zwar eine Schulterverletzung aus, aber danach möchte er wieder gegen den Ball treten. Wie lange möchtest du noch im S04-Trikot auflaufen?
Ich habe mir keinen Stichtag gesetzt, sondern will vielmehr so lange wie möglich spielen. Meine Mitspieler sind dabei tolle Vorbilder. Klaus Fichtel hat mit 72 Jahren noch gespielt, jetzt ist er unser Trainer. Matthias Herget wird in diesem Jahr 65 Jahre alt, und auch einige weitere Spieler sind bereits etwas älter.
Wir alle achten gemeinsam auf unsere Gesundheit.
Zuletzt mussten einige Spiele abgesagt werden. Werden diese Partien, die für viele Vereine ein absolutes Highlight in ihrem Sportjahr sind, nachgeholt?
Ich bin mit den Vereinen bereits im Austausch, damit wir gemeinsam einen neuen Termin für 2021 finden. Bereits jetzt ist unser Kalender für das kommende Jahr sehr voll. Langweilig wird uns definitiv nicht, wenn der Ball wieder rollt.
Einer deiner Karriere-Höhepunkte war der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990. In diesem Sommer jährt sich der Titelgewinn zum 30. Mal, es sollte ein großes Revival geben.
Wir treffen uns alle fünf Jahre mit dem Weltmeister-Team von 1990. Dieses Jahr haben wir uns aber darauf geeinigt, es zu verschieben. Ganz ins Wasser wird das Wiedersehen aber nicht fallen. Franz Beckenbauer, unser Teamchef von 1990, hat außerdem angeregt, dass wir uns künftig in kürzeren Intervallen treffen. Die Idee finde ich sehr gut.
Eine deiner weiteren großen Leidenschaften ist der Golfsport.
Auch hier ruht der Betrieb aktuell aufgrund der Corona-Pandemie. Unser traditionelles Turnier mit dem ‚Schalker Golfkreis‘ haben wir deshalb in den Sommer verschoben. Auch dieses Mal, es wird bereits die 14. Auflage werden, spielen wir wieder Geld ein, das benachteiligten Kindern in Gelsenkirchen zugutekommt. Im Vorjahr haben wir satte 129.000 Euro spenden können.
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Der Beitrag Olaf Thon: Freue mich jedes Mal aufs Neue auf viele bekannte Gesichter erschien zuerst auf Fußball.
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