Der Grundstein für den Verein wurde heute vor 117 Jahren gelegt. Zehn Freunde, alle zwölf, dreizehn, vierzehn Jahre alt, schmiedeten am Nachmittag des 4. Mai 1904 im Garten von Heinrich Kullmanns Eltern im Schatten der Zeche Consolidation einen Plan.
Die Jungs, allesamt Schüler oder Lehrlinge auf der Zeche und bei der Herdfabrik Küppersbusch, hatten seit Langem schon eine Fußball-Straßenmannschaft. Und sie hatten einen Traum: Sie wollten einmal gegen den Lokalrivalen Spiel und Sport 1896 spielen, ein richtiges Derby gegen den „Lackschuh-Verein“ mit seinen Gymnasiasten.
Willy Gies, der Anführer der Jungen-Bande, brachte es auf den Punkt: „Wenn wir es wirklich im Sport zu etwas bringen wollen, dann müssen wir einen Verein gründen! Alle, die dabei sein wollen, trage ich in mein Notizbuch ein.“ Zustimmendes Nicken in der Runde. Gies notierte die zehn Kameraden (Josef Versen, Viktor Krogull, Johann Kessel, Heinrich Kullmann, Adolf Oetzelmann, Josef Seimetz, Johannes Hornung, Ferdinand Gebauer, Willy van den Berg und sich selbst) sowie den Namen ihres neuen Vereins: „Westfalia Schalke“, Vereinsfarben rot und gelb. Vermutlich ein Holland-Import, denn in diesen Farben war eine niederländische Mannschaft angetreten, die damals in Gelsenkirchen zu Gast gewesen war und für mächtig Eindruck gesorgt hatte.
Zehn Jungs träumen von 90.000 Zuschauern
Dann zogen die Jungs zum Haus Goor ein paar hundert Meter weiter. Auf der Wiese des heruntergekommenen Herrenhauses kickten sie noch eine Weile. „In England sollen kürzlich 90.000 Zuschauer bei einem Pokalspiel gewesen sein“, berichtete Willy Gies. „Auch unser Verein wird mal vor 90.000 spielen!“ Die Jungs gingen lachend auseinander – und der 4. Mai 1904 neigte sich dem Ende. Dass die Gruppe in jenen Stunden die Grundlage für einen neuen Verein schaffte, der ab 1924 als FC Schalke 04 für Furore sorgen sollte, hatte sie trotz ihrer Begeisterung für die Zuschauerzahl aus England wohl nicht geahnt.
Die Gründungsstunde des FC Schalke 04: So oder so ähnlich könnte sie sich abgespielt haben. Zeugnisse der Vergangenheit gibt es nicht mehr – weder das sagenumwobene Notizbuch noch ein Foto. Einige wenige mündliche Überlieferungen wurden in den Folgejahren anlässlich der Vereinsjubiläen in den Zeitungen abgedruckt und verdichteten sich im Laufe der Jahre zum Mythos vom Schalker Markt.
In nunmehr 117 Jahren Vereinsgeschichte haben die Königsblauen viel erlebt: Meisterschaften und Pokalsiege, spektakuläre Spiele und dramatische Saisonfinals, Last-Minute-Triumphe und schmerzhafte Niederlagen, Auf- und Abstiege. Doch egal, wie die Spiele ausgegangen sind, eines galt schon immer: Tausend Freunde, die zusammenstehn, dann wird der FC Schalke niemals untergehn!
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