Frank Fröhling: Ohne Empathie geht es nicht

Frank, dein Name fiel zuletzt häufiger in der Berichterstattung, wenn über den 3:1-Sieg am 6. Spieltag in Leipzig gesprochen wurde. Denn David Wagner hat nach dem Spiel verraten, dass die Ecke, die zum 1:0 geführt hat, an den Tagen zuvor von dir im Training einstudiert worden ist. Stimmt das?
Das war tatsächlich so. Allerdings gehört das Lob komplett den Jungs. Der Ablauf der Ecke war sensationell gut, besser konnte man es nicht umsetzen.

Ohne jetzt ins Detail zu gehen: Wie viele verschiedene Eckball- und Freistoß-Varianten habt ihr in den vergangenen Wochen und Monaten eingeübt?
Eine genaue Anzahl kann ich gar nicht nennen. Aber es ist schon so, dass Standardsituationen Woche für Woche Thema in unserem Trainingsalltag sind. Gerade im Abschlusstraining gehen wir regelmäßig auf die ruhenden Bälle ein. Manche Varianten wiederholen sich, teilweise sind sie aber auch speziell auf den anstehenden Gegner zugeschnitten.

Bringen die Spieler dabei auch eigene Ideen ein?
Wir machen Vorschläge, aber natürlich sind auch die Köpfe der Spieler gefordert. Es wäre ja fahrlässig, die Spieler nicht in unsere Gedanken und Vorstellungen einzubinden. Letztlich sind es ja auch sie, die die Standards auf dem Platz umsetzen müssen. Während eines Spiels haben die Jungs noch einmal ein spezielles Gespür, was funktionieren könnte und was eher nicht.

Wie wichtig sind Standards deiner Meinung nach im Fußball?
Sehr wichtig. Häufig können ruhende Bälle der Dosenöffner in einem Spiel sein. Und nicht selten sind sie auch spielentscheidend oder lenken eine Partie zumindest in die richtige Richtung.

Du bist neben Christoph Bühler und Matthias Kreutzer einer der drei Co-Trainer im Stab von David Wagner. Wie bereitet ihr eine Einheit vor?
David gibt inhaltlich den groben Rahmen vor. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob die Einheit auf den Gegner und/oder das anstehende Spiel bezogen ist, oder ob es um grundsätzliche Prinzipien geht, die wir verfolgen. Die Einheiten planen wir gemeinsam mit unseren Spiel- und Video-Analysten sowie mit den Athletik-Trainern. Im Vorfeld zunächst grob, vor jeder einzelnen Einheit dann noch einmal im Detail.

Christoph und David haben bei vergangenen Stationen bereits zusammengearbeitet. Wie ist David auf dich aufmerksam geworden?
Ich kenne David und auch Christoph schon lange, wir alle waren damals in der Nachwuchsabteilung der TSG 1899 Hoffenheim tätig. Der Kontakt ist in den vergangenen Jahren nie ganz abgerissen. Als sich herauskristallisiert hat, dass David die Aufgabe auf Schalke übernehmen wird, hat er sich bei mir gemeldet, da er einen weiteren Co-Trainer gesucht hat. Und dann ging es ganz schnell.

In Hoffenheim hat deine Laufbahn als Vereinstrainer auch begonnen.
Ich habe während meines Studiums (Sportwissenschaft, Anm. der Redaktion) bereits bei der TSG gearbeitet, zuvor war ich als Trainer in einem DFB-Stützpunkt tätig. Nach dem Abschluss meines Studiums bin ich dann hauptberuflich in der Hoffenheimer Nachwuchsakademie eingestiegen. Das war damals eine spannende Zeit. Die TSG war noch Regionalligist, ist dann aber unter der Leitung von Ralf Rangnick und Bernhard Peters recht schnell in die Zweite Liga und danach auch in die Bundesliga aufgestiegen.

Ich finde den Austausch innerhalb des Vereins sehr wichtig.

Frank Fröhling

Wie lange warst du im Kraichgau tätig?
Fast zehn Jahre. Zunächst als Kinder- und Jugendtrainer, dann in der U23 und am Ende drei Jahre als Co-Trainer der Profis an der Seite von Markus Gisdol. Ihn habe ich dann auch begleitet, als er Coach beim Hamburger SV geworden ist.

Fiel es dir damals schwer, das gewohnte Umfeld zu verlassen?
Es war natürlich eine Umstellung. Schließlich habe ich mehr als 30 Jahre meines Lebens im Süden der Republik verbracht. Aber schwergefallen ist es mir nicht, was sicherlich auch daran liegt, dass Hamburg eine Stadt ist, in der man sich schnell wohlfühlen kann.

Und nun Gelsenkirchen. Hast du dich im Ruhrgebiet mittlerweile eingelebt?
Ja, absolut. Meiner Frau gefällt es ebenfalls sehr gut. Für mich war es auch deshalb kein Problem, weil ich familiär „Ruhrpott-belastet“ bin. Meine Eltern kommen aus der Region rund um Duisburg. Mein Vater ist damals aufgrund seines Studiums in meinen Geburtsort Karlsruhe gezogen. Dort ist er dann geblieben. Als Kind und Jugendlicher war ich aber häufig im Ruhrgebiet, um meine Verwandten zu besuchen.

Wie wichtig ist Empathie in deinem Job? Gerade als Jugendtrainer musstest du vermutlich dem einen oder anderen Spieler mitteilen, dass er den Sprung in die nächsthöhere Altersklasse nicht schaffen wird.
Ohne Empathie geht es nicht. Nicht nur im Jugendbereich, sondern auf allen Ebenen. Natürlich könnte man sagen, eine schlechte Nachricht ist für einen Profi etwas anderes als für ein Kind, da es sein Job und nicht bloß ein Hobby ist. Aber letztlich sind es alles Menschen. Ich glaube, dass der eine oder andere Schleifer aus der vergangenen Trainergeneration es heutzutage schwer hätte, eine Mannschaft zu führen.

Hast du im Herrenbereich selbst hochklassig gespielt?
Nein. Ich war ein ganz guter Kicker in der Jugend, der auch in diversen Auswahlmannschaften gespielt hat. Allerdings nie auf professioneller Ebene. Mit Beginn meines Studiums habe ich dann auch recht schnell mit dem Vereinsfußball aufgehört. Gespielt habe ich aber weiterhin in einer Studenten-Auswahl. Dort war ich Teil eines Teams, das 2005 Studenten-Weltmeister wurde.

Schaust du dir regelmäßig Spiele der Knappenschmiede an?
Na klar! Ich habe im bisherigen Saisonverlauf schon einige Partien der U19 gesehen. Von der U23 bisher leider nur Trainingseinheiten. Das hat aber auch einen Grund. Wir haben uns die Mannschaften im Trainerteam aufgeteilt: Christoph hat die U23 im Fokus, ich die U19. Einige Jungs aus der Knappenschmiede haben schon mehrfach bei uns mittrainiert. Ich finde den Austausch innerhalb des Vereins sehr wichtig.

Einige Fans glauben, dass du mit U23-Trainer Torsten Fröhling verwandt bist. Klär uns auf!
Nein, wir sind nicht verwandt. Aber ich kannte ihn schon vorher. Es gibt dazu auch eine witzige Anekdote. Torsten und ich saßen vor einigen Jahren gemeinsam im Wartezimmer des Mannschaftsarztes vom Hamburger SV. Dann kam die Arzthelferin herein und hat „Herrn Fröhling“ hereingebeten. Wir sind beide aufgestanden und mussten lachen.

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Source: © Feed by Schalke04.de

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