Würdige Gedenkveranstaltung am Wildenbruchplatz

Schweigemarsch

Den Umzug organisiert hatte die von Fans ins Leben gerufene „Arbeitsgruppe Wildenbruchplatz“. Gegründet von Anhängern des FC Schalke 04 besteht sie zudem aus Mitarbeitern des Schalker Fanprojekts und des Vereins, des Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen und Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Das gemeinsame Engagement bewirkte, dass nun eine Erinnerungstafel zu den wohl größten Verbrechen der Stadtgeschichte am Wildenbruch steht.

Dort waren 1942 über 500 Jüdinnen und Juden über Tage in der großen Ausstellungshalle – hier fanden vor 1933 vielbeachtete Messen statt – zusammengepfercht worden, bevor sie am 27. Januar 1942 ins Ghetto Riga deportiert wurden. Unter ihnen der ehemalige Schalker Jugendspieler Arthur Herz, der ehemalige S04-Sponsor und glühende Fan Leopold Sauer mit seiner Familie sowie Julie Lichtmann und Sally Meyer. Sie hatten unter Druck im Rahmen der Arisierung ihr Textilgeschäft an Schalkes Meisterspieler Fritz Szepan verkaufen müssen. Nur Arthur Herz und Leo Sauers Sohn Werner überlebten die Martyrien der folgenden Jahre.

Am Tag des Gedenkzugs jährte sich zudem zum 80. Mal eine weitere Deportation aus Gelsenkirchen: die von weiteren ca. 50 Menschen nach Warschau. Die meisten waren schon betagt, ebenso waren jedoch auch Teenager und Kinder darunter – niemand von jenen überlebte.

Auch an deren Schicksal erinnerten die Fans der Wildenbruch-AG in ihren engagierten und berührenden Statements bei der Gedenkveranstaltung. Nathalie Van Den Meulenhof tat dies am Beginn des Gedenkzugs am Güterbahnhof – von hier war der Zug nach Riga abgefahren. Alfred Bracher, Enkel von Schalkes jüdischem Jugendspieler Ernst Alexander, trug das jüdische Totengebiet vor. Am Wildenbruchplatz angekommen, berichtete Steffen Floyd über die Historie des Wildenbruchplatzes, schilderte Jannik Rituper ein letztes Zeitzeugeninterview mit Rolf Abrahamsohn. Ines Kempkens trug einen Brief vor, in dem Max Endel, Überlebender des Holocausts, von seinem Onkel über das traurige Schicksal seiner Eltern ins Bild gesetzt wird. Auch Ester und Hermann Endel waren vom Wildenbruchplatz deportiert worden. Der Abschlussveranstaltung wohnte Schalkes Vorstand Peter Knäbel bei.

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Ebenso berührend und persönlich die Rede von Judith Neuwald-Tasbach. Ihr Vater Kurt wurde ebenso wie seine erste Frau Rosa und seine Eltern vom Wildenbruchplatz verschleppt. Nur Kurt Neuwald überlebte. Starke und treffende Worte fand auch Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge, welche die Mühen der Arbeitsgemeinschaft lobte und den Gedanken des „Nie wieder!“ auf das aktuelle politische Geschehen übertrug.

Erfreulich gestaltete sich der Zuspruch aus den weiteren Heimatstädten der Deportierten. Aus Bocholt wohnte die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Krösen der Veranstaltung bei, aus Bottrop Oberbürgermeister Bernd Tischler, aus Datteln die Stellvertretende Bürgermeisterin Ute Schmitz, aus Dorsten Bürgermeister Tobias Stockhoff, aus Gladbeck Bürgermeisterin Bettina Weist, aus Haltern Bürgermeister Andreas Stegemann, aus Herten Bürgerpreisträger Peter Kitzol-Kohn, aus Marl die Stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Petra Kläsener, aus Münster Bürgermeisterin Angela Stähler, aus Recklinghausen Sozialdezernent Dr. Sebastian Sanders. Castrop-Rauxels 2. Bürgermeister Johannes Beisenherz musste kurzfristig krankheitsbedingt absagen.

Die AG Wildenbruchplatz, gegründet nach einer Gedenkstättenfahrt nach Oswiecim, wird sich dem Gesamtthema auch weiter widmen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit zum Wildenbruchplatz werden gemeinsam mit einer Ausstellung des Riga-Komitees im April auch im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen zu sehen sein. Weitere Informationen gibt es hier.

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